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Der Brunnen im Tempelbezirk

Brunnen
Querschnitt
Der Brunnen im Schnitt

In der Nordwestecke des Tempelbezirkes wurde ein quadratischer Brunnen mit einer Seitenlänge von 1.1 Metern gefunden. Seine Tiefe beträgt etwa 15 Meter. Bis zu einer Tiefe von 9 Metern war der Brunnenschacht ausgemauert. Der Rest des Brunnens ist direkt aus dem Fels geschlagen.

Der im oberen Teil zusammengestürzte Schacht war mit Erde, zerschlagenen Architekturteilen und kleinerem Material verfüllt. Es wurden auch Teile einer antiken Pumpe gefunden mit der das Wasser ehemals nach oben befördert wurde. Diese aus dem 1. bis 2. Jahrhundert stammende mechanische Kolbenpumpe konnte erfolgreich rekonstriert werden und funktioniert auch.

Auch eine grössere Anzahl von Münzen, sowohl keltischer wie auch römischer Herkunft, kamen zum Vorschein. Die späteste, gefundene Münze ist in der Zeit zwischen 383 und 403 geprägt worden. Das Heiligtum wurde also vermutlich nach dem endgültigen Verbot der Ausübung heidnischer Bräuche und Kulte durch Theodosius im Jahre 392 zerstört, seine Bildwerke und Inschriften dabei zerschlagen und anschliessend vergraben.

Dieses Zerstörungswerk hat uns jedoch neben Münzen Keramik und einigen Terrakotten die wichtigsten Steindenkmäler aus dem Heiligtum bewahrt.

Mehr als 5 Meter tief im Brunnenschacht fand man einen männlichen Kopf mit Buckellöckchen und einem Hut, dem sogenannten Petatus. Dieser liess sich schnell als Kopf des Gottes Merkur identifizieren. Aufgrund der Kopfdimensionen ergibt sich nach den Regeln der Verhältnislehre eine Grösse der Gesamtstatue von über zwei Metern zu der er gehört haben muss. Das Schicksal der restlichen Figur ist allerdings bisher nicht bekannt. Vermutlich liegt sie noch vergraben und schlummert noch irgenwo auf dem Gelände.

Die Lage der verschiedenen Funde

  1. Merkurkopf
  2. Merkur – Inschrift ( Anfang)
  3. Merkur – Inschrift ( Ende )
  4. Isis / Serapis – Relief
  5. Merkur und Apollo – Altar
  6. Epona – Relief
Kopf des Merkur
Aufgrund der Ausführung und dem Stil der Steinmetzarbeit wird das Bild wohl im 1 Jahrhundert nach Christus entstanden sein.

In unmittelbarem Zusammenhang mit dem Brunnen selbst steht eine zweiphasige Inschrift aus Kalkstein, von der zwei grosse und vier kleine Bruchstücke gefunden wurden. Das grosse Bruchstück vom Anfang des Blockes lag mehr als 3 Meter höher als die anderen Inschriftteile. Erhalten blieben Anfang und Ende des, wie aus den Inschriftresten zu schliesen ist , ehemals langen und schmalen Blocks. Das ganze Mittelteil ist nicht in den Brunnen gelangt und auch nicht im heiligen Bezirk verblieben.

Inschrift am Brunnen
Inschrift am Brunnen: Gratus weiht diesen Tempel dem Merkur.
Abb. 8 : Teile eines Kalksteinblockes mit Weihinschriften aus zwei Phasen (lnv. 1986,9 FNr. 476/591598 B). Das Material dieses Reliefs ist Sandstein aus Metz ( Lothringen)

In seiner ersten Nutzung wird dieser Inschriftstein auf Grund seiner Form und Grösse wohl als Sturz über der Tür eines der vier niedergelegten Tempels gedient haben. Der Anfang der in großen, sorgfältigen gehauenen Buchstaben ausgeführten ersten Zeile lautet MER…. Nur die Ergänzung zum Götternamen MERKUR ist hier möglich. Von dem ihm geweihten Objekt blieb ein M als letzter Buchstabe eines Wortes im Akkusativ erhalten. Wahrscheinlich ist die Ergänzung zu (aedicula)m. Am Anfang der von derselben Hand stammenden zweiten Inschriftzeile steht der Name des Weihenden GRATUS.

Auch hier bildet ein M das Zeilenende, wahrscheinlich als Teil der Weiheformel

V S L M, votum solvit libens merito.

Die Buchstaben der dritten Zeile müssen weniger tief eingehauen gewesen sein. Sie wurden getilgt; die Abtiefung ist deutlich zu erkennen, aber doch sehr flach. An ihrer Stelle und in der linken oberen Ecke wurden nachträglich zwei Inschriften angebracht, die auf Grund ihres leicht kursiv wirkenden Schriftcharakters eindeutig zusammengehören. Die Zeile über dieser Rasur lautet:

puteum cum suis o(….. ).

Das letzte Wort ist auf Grund vergleichbarer Formeln eindeutig zu ergänzen als o(rnamentis). Genannt ist hier also der Brunnen (puteum) mit seinen Ornamenten, wobei unklar ist, was die Ornamente eines Brunnens sind. Leider fehlt das Verb.

Die etwas beschädigte kleine Inschrift in der linken oberen Ecke lautet:

Aceratitus Primius Grati lib(erttus)/Catenara? cum Pupia? lib(ertae?) II/[v(otum) s(olverunt) l(ibentes) m(erito)

(Die Lesung wird W. Binsfeld, Trier, verdankt). Drei Weihende, ein Mann und zwei Frauen haben – wie aus der zugehörigen Inschriftzeile über der Rasur hervorgeht – als Gelübde Arbeiten im Zusammenhang mit dem Brunnen ausführen lassen; vermutlich veranlaßten und finanzierten sie seine Neuanlage. Der Empfänger der Weihung ist der in der Hauptinschrift genannte Gott Merkur.

Alle drei Personen sind Freigelassene des Gratus, der die erste Weihung mit diesem Inschriftstein durchgeführt hat. Aus Respekt gegenüber ihrem inzwischen vielleicht schon verstorbenen – ehemaligen Patron haben sie, als dessen Weihinschrift in Folge einer Umbaumaßnahme verworfen wurde, diese durch eine eigene Maßnahme im Heiligtum reaktiviert. Wir erhalten hier also einen Hinweis auf den sozialen Status des Gratus, der es sich leisten konnte, einen Tempel zu errichten, mindestens drei Sklaven hatte und diese freilassen konnte.

Es liegt nahe, den Platz des Steines in seiner letzten Verwendung am Brunnen selbst zu suchen. In diesem Fall muß seine ursprüngliche Länge um 1,90 m gelegen haben. Die Ergänzung des letzten Wortes der ersten Zeile der Hauptinschrift zu aedicula ist bei dieser Länge ohne Probleme möglich.

Literatur

Sabine Faust.
Der gallo-römische Tempelbezirk von Tawern,
Steindenkmäler aus dem gallo-römischen Tempelbezirk von Tawern.